Bürgerrechtler

Bürgerrechtler         Kurzbio

Die 90er

"Aus Sorge vor weiteren rechtsextremen Gewalttaten beantragt Mordka 1993

politisches Asyl in Kanada.

Als erster deutscher Staatsbürger in der Nachkriegsgeschichte."

Mordka


Bereits in seinen Jugendjahren widmete er sich dem Anti-Rassismus. Mordka initiierte 1987 den Widerstand gegen das unsägliche Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913, welches 1949 kommentarlos von der Bundesrepublik Deutschland adaptiert wurde. Als Bürgerrechtler begann er Demonstrationen gegen den institutionellen Rassismus zu organisieren. Dadurch wurde man auf ihn relativ rasch in der Öffentlichkeit aufmerksam. So wurde er auch einst in den schwäbischen Bezirksvorstand der Grünen katapultiert. Allerdings als Aktivist und Frontmann in seiner oberschwäbischen Heimat, im politischen Kampf gegen das Erstarken der Republikaner und NPD, nahmen zeitgleich auch die Rechtsextremisten und Neo-Nazis von ihm Notiz.

Nach mehreren rassistisch-motivierten Attacken, bei denen er noch einigermaßen glimpflich davonkam, hat er 1993, aus Sorge vor weiteren rechtsextremen Gewalttaten, politisches Asyl in Kanada beantragt. Als erster deutscher Staatsbürger in der Nachkriegsgeschichte. Und nicht ganz vergeblich. Seinen Kampf setzte er, wen wundert’s, voller Überzeugung auf fremden Boden fort. Fast fünf Jahre lang klagte er sich bis zum obersten kanadischen Bundesverfassungsgericht durch. Um schließlich 1997 mit einem 38-Tage Hungerstreik vor dem kanadischen Parlament im kanadischen Fernsehen auf die institutionelle Diskriminierung und der rechten Gewalt auf deutschen Straßen aufmerksam zu machen.

2000

Seit 1955, dem Beginn der sog. "Gastarbeiter"-Anwerbungen der Bundesregierung, hatten über zwei Millionen Kinder, in Deutschland geboren, keinen glücklichen Start ins Leben. Als sogenannte „Ausländer“ im eigenen deutschen Heimatland verschmäht, wurden sie vollumfänglich diskriminiert.

Nach seiner widerwilligen Rückführung aus dem Exil, bekam Mordka 1998 prominente Unterstützung im Kampf gegen das Reichs- und Staatsangehörigkeits-gesetz von 1913. U.a. der Migrationshistoriker Prof. Klaus Bade, der Soziologe Prof. Klaus Hurrelmann, der Schriftsteller Stefan Heym, der Anführer der gesellschaftlichen Revolte‘68 Daniel Cohn-Bendit, der spätere Bundesvorsitzende der Grünen Cem Özdemir, der spätere Bundesinnenminister (SPD) Otto Schily und selbst ein Nobelpreisträger wie Günter Grass ließen es sich nicht nehmen, seine Petition zu unterzeichnen. Seit 1955, den sog. "Gastarbeiter"-Anwerbungen der Bundesregierung hatten über zwei Millionen Kinder, in Deutschland geboren, keinen glücklichen Start ins Leben. Als sogenannte „Ausländer“ im eigenen deutschen Heimatland verschmäht, wurden sie vollumfänglich diskriminiert. Längst überfällig, wurde im Jahr 1999 schließlich das Staatsangehörigkeitsgesetz durch den ius soli (das „Geburtsrecht“) neu ergänzt, dem Bundestag vorgelegt und sogar beschlossen. Am 1.Januar 2000 trat die Reform in Kraft. Erst seit dem Tag gilt in der Bundesrepublik Deutschland auch der "ius soli" (das "Geburtsrecht") statt wie früher nur der ius sangius (die „Blutsabstammung“).

Bei den Kindern, die vor dem 1.1.2000 geboren wurden, die im Sinne des Kinderwohls um ihre Kinderrechte gebracht wurden, nämlich unter gleichen Bedingungen gleichwertig aufwachsen zu können, hat die Bundesregierung es bis heute versäumt, sich zu entschuldigen geschweige denn sie zu entschädigen. Zudem bleibt der ius sangius innerhalb unserer Gesellschaft spaltend, im Bewusstsein der Menschen nach wie vor bestehen, weil er nicht aus dem Gesetzbuch für immer getilgt wurde. Das hatte zur Folge, dass wir heute in der Bundesrepublik zwei parallel verlaufende unterschiedliche Vorstellungen von einem deutschen Staatsbürger haben. Daraus resultierten auch befremdend genug Schlagwörter wie "Passdeutsche" und "Biodeutsche". Dies obwohl eine große Mehrheit mittlerweile verstanden und es eingesehen haben, dass es kein deutsches Blut gibt. Wissenschaftlich existieren allein die Blutgruppen A, B, AB und 0. Demnach beruht der Begriff Biodeutscher ausschließlich auf Rassismus. Heute sind die allermeisten in Deutschland geborenen Kinder von Einwanderern automatisch auch berechtigte deutsche Staatsbürger. Die Realität aber spiegelt leider ein anderes Bild, dass sie im Dasein eben noch lange nicht gleichberechtigt sind.

weiterlesen unter Diskriminierung...

2015

Der Streik in Landsberg ist deshalb so wichtig, weil hier zum ersten Mal mit einem Instrument der klassischen sozialen Bewegungen mobilisiert und zur landesweiten Solidarisierung aufgerufen wurde.

Prof. Dr. Werner Schiffauer, Rat der Migration, „Eine Zivilgesellschaft im Aufbruch“, S.23, 2017

2015 fühlte sich Mordka genötigt, wider die hässliche Hetze der AfD sowie durch seine negativen Erfahrungen als Sachbearbeiter im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, für die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer Partei zu ergreifen. Sie in der Flüchtlingsarbeit zu unterstützen und machtpolitisch zu stärken. Mit dem von ihm initiierten Schutzverband der Flüchtlingshelfer Unser Veto und einem deutschlandweit wahrgenommenen Ehrenamtsstreik, erreichte er schließlich, dass die hunderttausenden freiwilligen Helfer in Deutschland fortan auch politisch ernst genommen wurden. Aufgrund seiner Initiative und bestechender interkulturellen Expertise wurde er schließlich ins Kanzleramt eingeladen. Zur persönlichen Vorstellung der Anliegen und Forderungen von Ehrenamtlichen für Ihre Schützlinge. Unter anderem wurde in diesem Berliner Gespräch ein alternativer Weg ("Spurwechsel") vorgestellt und mit auf den Weg gebracht, dass zukünftig nach einem negativen Bescheid, abgelehnten Asylbewerbern ermöglicht wird, eine Ausbildungsduldung zu erlangen, statt dass sie wahllos abgeschoben werden.

weiterlesen unter Willkommenskultur...

2020

Als Opfer von Diskriminierung und Zeitzeuge der 90er Jahre, erzählt uns Mordka über Diskriminierung aus der Sicht der Anderen. Er geht dabei auf das aktuelle Diskriminierungsniveau unserer Gesellschaft ein.

In der Bundesrepublik Deutschland existieren defacto eine Mehrheitsgesellschaft und eine Minderheitsgesellschaft nebeneinander. Als Deutscher mit einem staatlich-aufoktroyierten Migrationshintergrund, gehört Mordka der nachrangigen an.

Die allermeisten Schlüsselpositionen im Lande, also wer die Geschicke führt, die Bundesrepublik gestaltet und das Sagen im Staate hat, diese sind überproportional an die Mehrheitsgesellschaft verteilt. Überproportional bedeutet nichts anderes, als dass es ihr eigentlich gar nicht zusteht. Dieser Umstand ist verfassungsrechtlich bedenklich, da die so gepriesene Gewaltenteilung, nicht alle deutschen Staatsbürger gleichermaßen inkluiert.


Solange eine proportionale Teilhabe nicht gesetzlich bindend festgelegt wird, bleiben M-Menschen in diesem Land sichtbar unsichtbar. Unterrepräsentiert in den staatlichen Behörden, in den Parlamenten, in vielen Redaktionen und Lektoraten. Aus diesem Grund, sollte es auch niemanden verwundern - das liegt in der Natur eines Ungleichgewichts - warum deutschen Staatsbürgern mit dem aufoktroyiertem Migrationshintergrund seltener ein öffentlich-rechtlicher Raum zuteilwird, obwohl sie sich genauso für dieses Land engagieren. Trotzdem machen sie das Beste daraus. Self-Empowerment.

Dass Mordka im Jahre 2020 als Opfer von Diskriminierung und Zeitzeuge der 90er Jahre, als erfahrener Rassismus-Experte immer noch gefragt und gebraucht wird und deshalb sich auch weiterhin mit diesem Thema beschäftigen muss, zeigt deutlich wie gravierend die strukturelle Diskriminierung in unserer Gesellschaft stets verankert war und weiterhin verankert bleibt. Vernunft und Bildung können zur Überwindung von struktureller Diskriminierung beitragen. Allerdings immer nur begleitend. Wahre Gerechtigkeit kann nur über die Gerichte herbeigeführt werden. 


Share by: